Ein Roman vom Ende der Sowjetunion

In einer Komunalka, einer Gemeinschaftswohnung, irgendwo in Russland, „tausende Werst östlich von Moskau“, wohnen Großmutter Warwara, von Beruf Hebamme, Mutter Maria, Museumswärterin, und deren Tochter Janka, Fabriksarbeiterin, Sängerin und Mutter der kleinen Kroscha, mit Matwej, einem Parteimitglied und Mitarbeiter eines wissenschaftlichen Institutes, sowie mit einer Reihe anderer Menschen beengt zusammen. Die Küche wird, wie es in den Komunalkas in der Sowjetunion üblich war, geteilt und ist zentraler Aufenthaltsort der BewohnerInnen. Es geht um Träume, Liebe, Enttäuschung, Verrat, Repression, Ärger und Angst, um die vielfältigen Beziehungen der BewohnerInnen zueinander.
Es ist der 11. März 1985. An diesem Tag stirbt das letzte Staatsoberhaupt der alten Sowjetunion Tschernenko. Unter seinem Nachfolger Michael Gorbatschow wird sie sich auflösen. Die Figuren dieses Romans der 1981 in Moskau geborenen, aber in Deutschland aufgewachsenen Autorin stehen in diesem Sinne für mehr als sich selbst. Sie stehen für einen Staat, den es nicht mehr in dieser Form gibt. Man würde gerne wissen, wie es mit ihnen weitergeht!
Sabine Reifenauer
Katerina Poladjan: Zukunftsmusik. 192 Seiten, Fischer, Frankfurt/M. 2022 EUR 22,95