Eine einsame Frau macht das Beste aus Gegebenem

Johanna sieht sich nach enttäuschter Liebe gezwungen, einen älteren Kaufmann zu heiraten. Ein gutsituiertes Leben in Danzig beginnt. Erst nach dem Tod des Mannes kann sie ein autonomes Leben führen. Im Athen des Nordens, Weimar, in der Nähe Goethes, entwickelt sich unter ihrer geschickten Hand eine stetige Salongesellschaft. Sie verkehrt mit Goethe und anderen berühmten Männern. Von ihrem Sohn Arthur distanziert sie sich, sein Talent kann sie nie sehen: „Es ist zu meinem Glücke notwendig zu wissen, dass du glücklich bist, aber nicht Zeuge davon zu sein.“ Ihre Tochter Adele steht, solange die Mutter lebt, in ihrem Schatten. Johanna ist keine Rebellin, doch bemüht, unnötige Kompromisse zu vermeiden, sich dabei auf sich selbst verlassend. Eine innige Freundschaft pflegt sie mit Carl Ludwig Fernow. Er ist der Einzige, dem sie ganz offen zugetan ist. Nach seinem Tode verfasst sie ihr erstes Buch, „Carl Ludwig Fernows Leben“, um die finanzielle Zukunft seiner beiden Kinder abzusichern. Sie veröffentlicht es unter ihrem Namen, eine für damalige Verhältnisse sehr mutige Entscheidung. Carola Stern hat präzise recherchiert. Die Biografie ist in sachlich ruhigem Ton gehalten, es finden sich schöne Passagen. Andere Stellen sind zu überfrachtet und wirken seltsam naiv.

Tina Ferrari

Carola Stern: Alles was ich in der Welt verlange. Das Leben der Johanna Schopenhauer. 318 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2018 (Reprint) EUR 17,50