Eine Pionierin der Gleichbehandlung

Mehr als 27 Jahre lang war Ingrid Nikolay-Leitner die erste Anwältin für Gleichbehandlungsfragen in Österreich. Zu ihrem Pensionsantritt im April 2018 wurde sie mit einer Festschrift geehrt. Rund 40 Beiträge unterschiedlichster Persönlichkeiten, darunter einige ehemalige Ministerinnen, gewähren persönliche Einblicke in die Zusammenarbeit mit Ingrid Nikolay-Leitner und berichten über die herausragende Pionierarbeit der Geehrten. Außerdem beschreiben die Texte wichtige Meilensteine der österreichischen Frauenpolitik sowie die Entstehung und allmähliche Weiterentwicklung des Gleichbehandlungsgesetzes. Besonders empfehlenswert ist dabei der Beitrag von Stefanie Mandl und Anna Ritzberger-Moser, der gut nachvollziehbar alle Novellen bis ins Jahr 2013 zusammenfasst. Neben der Gesetzgebung widmen sich viele AutorInnen der Festschrift auch ausführlich den Bemühungen um die Durchsetzung der jahrzehntealten Forderung „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Gleichzeitig verdeutlichen diese Schilderungen auch vorherrschende Geschlechterdiskurse in Österreich. Zitat eines Arbeitgebers: „Wie steht denn da der Mann da, wenn ich der Kollegin am Fließband das gleiche bezahle?“ Dass noch einiges zu tun bleibt, wird klar durch Rückblenden in den Texten. Z.B. wurde 1992 die Anhebung des Pensionsantrittsalters der Frauen ab 2024 wie folgt begründet: Bis dahin würden alle Benachteiligungen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt behoben sein.

Martina Angela Friedl

Auf dem Weg zur GleichbehandlungFestschrift für Ingrid Nikolay-Leitner. Hg. von Susanne Feigl und Sandra Konstatzky. 365 Seiten, ÖGB Verlag, Wien 2018 EUR 29,90