Eiskalte Jugend
Die Kälte ist omnipräsent in Tillie Waldens Zeichnungen – kein Wunder, verbringt die autobiografische Hauptfigur Tillie doch, seit sie fünf Jahre alt ist, mehrere Stunden täglich in verschiedenen Eishallen zum Einzel- und zum Synchrontraining. An vielen Wochenenden nimmt sie an Wettkämpfen teil. Sie ist gut, sehr gut sogar, aber glücklich macht sie das Eislaufen schon lange nicht mehr. Die Konkurrenz zu den anderen Mädchen und sogar zu deren Müttern belastet sie jeden Tag. Und dass bei den Wettbewerben nicht nur ihr Können sondern auch ihr Aussehen beurteilt wird, empfindet sie ebenso wie die Kleiderordnung (Minikleid ohne Unterwäsche) als zunehmend dumm. Tillie ist lesbisch. Ihre erste Beziehung mit ihrer Freundin Rae führt zu ihrem Outing. Und auch in anderen Bereichen ihres Lebens zeigt sie Mut und gibt ihrem Leben neue Richtungen.
Dieses Memoir entführt die Leser*in in die Welt des jugendlichen Leistungssports, zeigt die unglaubliche Disziplin, die nötig ist, um hier bestehen zu können, aber auch die daraus resultierende Einsamkeit. Die Zeichnungen sind in Schwarz-Weiß gehalten, mit gelegentlichen gelben Strahlen und lila Tönen und vielen Kälte-Atemwölkchen. Empfehlenswert!
gam
Tillie Walden: Pirouetten. Aus dem Engl. von Sven Scheer. 400 Seiten. Reprodukt, Berlin 2018 EUR 29,90