Emanzipationsprozess jüdischer Frauen

Ausgangspunkt des Journals ist die deutsch-polnische jüdische Geschichte in Wroclaw/Breslau. Darüber hinausgehend wird ein breiter Bogen über zahlreiche Länder Europas gespannt. In der Publikation werden einige Beiträge der 8. Bet-Debora-Tagung der europäischen Rabbinerinnen, Kantorinnen, Aktivistinnen, Künstlerinnen und Gelehrten, die 2016 in Breslau stattfand, veröffentlicht. Breslau war im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein wichtiges geistiges und kulturelles Zentrum des deutschen Judentums. Damals setzte dort ein Emanzipationsprozess jüdischer Frauen ein, zum Beispiel regte eine Kommission über die religiöse Stellung der Frau 1846 die religiöse Gleichstellung der Frauen an. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs gehört Wroclaw/Breslau zu Polen. Agnieszka Graff behandelt in ihrem Beitrag die enge Verbindung von Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit. Sandi L. Wisenberg setzt sich mit den Briefen, die Rosa Luxemburg im Gefängnis, insbesondere in Breslau, schrieb, auseinander. Davon ausgehend geht die Autorin der Frage nach, was für sie jüdische Heldinnen und Rollenmodelle ausmachen. Mit jüdischen Familiengeschichten setzen sich die Künstlerinnen Ruth Herzka sowie Tanya Ury auseinander. Ein weiterer Schwerpunkt ist jüdischen Frauen in Ländern unter kommunistischer Herrschaft gewidmet: Künstlerinnen aus Jugoslawien beziehungsweise Autobiografisches von Lara Dämmig, die ihre Jugend in der DDR beschreibt, geben Einblicke. Ein sehr vielschichtiges Buch mit Beiträgen auf Englisch und Deutsch.
Petra Paul
Jüdische Frauen in Europa. Hg. von Bet Debora. Bet Debora Journal: Alternativen Schaffen e. V. 136 Seiten, Hentrich & Hentrich, Berlin 2018 EUR 15,00