Enttabuisierung mit Persönlichkeit

Myriam von Ms Buch ist wichtig, aber es sollte eine Triggerwarnung aufweisen: Überlege, deine Finger von dem Buch zu lassen, wenn du dich aktuell belastet fühlst. Die Autorin bricht ein Tabu: Sie spricht über psychische Störungen. Sie schreibt über Depression und Panik, über Ängste und Zwänge, über Borderline, Selbstverletzung und suizidale Gedanken. Sie selbst kennt diese Diagnosen. Myriam von M liefert Szenen und Bilder, die es den Leser:innen leicht machen, abstrakte Diagnosen einfach zu verstehen. Sie erzählt von autobiografischen Erinnerungen und von Erfahrungen ihrer Bekannten und Verwandten. Sie beschreibt Diagnosen und stößt immer wieder auf belastende Todesfälle. Gleich in den ersten Sätzen nimmt Myriam von M ihre Leser:innen mit in ihre intimste Innenwelt. Ihr Schreibstil ist einfach und direkt. Das schafft einen spannenden Kontrast zu den schwerwiegenden Themen des Buches. Wer das Buch liest, hat das Gefühl, direkt neben der Autorin auf der Couch zu sitzen. Bereits nach ein paar Seiten entsteht das Gefühl von jahrelanger Freundschaft. Myriam von Ms Erzählungen starten im ersten Frühjahr von Corona und somit in einer Zeit, in der sich die psychische Gesundheit vieler verschlechtert hat. Damit trifft sie den Geist der Zeit. Mit ihrem offenen Diskurs schafft die Autorin einen wertvollen Beitrag zu einem Thema, über das sonst kaum gesprochen wird. Zumindest für jene, die es am gewöhnungsbedürftigen Cover vorbei und hinein in die beschriebenen Seiten schaffen.

Jana Reininger

Myriam von M. Psycho-Queen. 184 Seiten, Piper Verlag, München,2021 EUR 14,95