Essenzielle Einsichten

Was bewegt eine junge Frau, Sterbebegleiterin zu werden? Johanna Klug fasst diesen Entschluss mit Anfang zwanzig, und sie hat diesen Plan verwirklicht, obwohl viele ihr davon abgeraten haben. Das Argument war immer wieder „Du hast dein Leben doch vor dir“, oder „leb doch dein eigenes Leben!“ Das war für die Autorin aber kein Widerspruch, im Gegenteil, gerade in Gegenwart von Sterbenden spürt sie das Leben in seiner ganzen Wucht. „Mit meinen wöchentlichen Besuchen auf der Palliativstation betrete ich eine andere Welt und damit einen Raum, der so pur und lebendig ist, dass es mir manchmal schwerfällt, in meine eigentliche Realität zurückzukehren“, schreibt sie. Die intensiven Beziehungen, die sie mit Sterbenden aller Altersklassen erlebt, lehren sie den Wert jedes einzelnen Lebens wahrhaftig zu schätzen. In ihrem Buch geht sie auf Themen wie Kommunikation mit allen Sinnen, den Drang sich zu bewegen und manchmal zu toben und möglichst viel Selbstbestimmung ein und beschreibt auch gängige Fehlannahmen bzw. Vorgänge wie künstliche Ernährung, die oft ein natürliches Ende verhindern. Auch das Sprechen über den Tod mit den Sterbenden, anstatt davon abzulenken, sieht sie als wichtiges Moment. Johanna Klug arbeitet als Trauerbegleiterin und besucht wöchentlich eine Kinder-Palliativstation. Sie hat an der Universität Regensburg den Studiengang Perimortale Wissenschaften mitaufgebaut und dort auch gelehrt. Momentan schreibt sie ihre Doktorarbeit.

Susa

Johanna Klug: Mehr vom Leben. Wie mich die Begleitung Sterbender verändert. 160 Seiten, Kösel, München 2021 EUR 18,95