Feminismus im Raum?!
Barbara Zibell ist profunde Theoretikerin und Aktivistin rund um Genderaspekte in der Stadt- und Regionalplanung. In ihrem aktuellen Buch geht sie der Frage nach, wie Städte, Regionen und Architektur, sprich unsere (bauliche) Umwelt, gestaltet wären, würde diese von Frauen* gestaltet werden. Theoretisches Fundament und Leitbild ist unter anderem Nancy Frasers Feminismus und damit soziale Gerechtigkeit und Sorgearbeit für alle als Ziel.
Zunächst skizziert sie überblickshaft die aktuellen Krisen der Reproduktionsarbeit und die patriarchal geprägte Stadt, die die Sphären Erwerbsarbeit, Sorgearbeit/Reproduktion und Freizeit funktional trennt. Dies wird aus einer feministischen Perspektive dekonstruiert. Auf Basis dieser Reflexion kommt sie zu einer umfassenden und radikalen Zukunftsvision für das Jahr 2071: Wie muss unsere bauliche Welt aussehen, wenn Sorgearbeit, Nachhaltigkeit, Kommunitarismus im Mittelpunkt stehen? Zibell spricht von funktionaler Integration derzeit getrennter Sphären, Aneigenbarkeit von Nutzungs- und Entfaltungsmöglichkeiten oder – kurz gesagt – Räumen statt Plätzen. Ihre utopische und radikale Zukunftsvision und wie diese ihren Niederschlag in unserem baulichen Umfeld findet, sind in einer kurzen Rezension schwierig zu beschreiben. Der Autorin gelingt dieses Unterfangen nicht zuletzt durch zahlreiche – auch bereits existierende – Beispiele und Illustrationen. Damit macht sie ihre Vision durchaus dinglich fest. Eine dringliche Empfehlung, sich selbst ein Bild zu machen!
Nadja Bergmann
Barbara Zibell: Care-Arbeit räumlich denken. Feministische Perspektive auf Planung und Entwicklung. 190 Seiten, eFeF-Verlag, Wettingen 2021 EUR 27,80