Feminismus oder Barbarei

Die „Silvesternacht von Köln“ löste eine Vielzahl von Reaktionen aus; besonders auffällig war die auf die Ereignisse folgende rassistische Mobilisierung für „Frauenrechte“ seitens der extremen Rechten, bzw. auch Konservativer und der bürgerlichen Mitte. Dabei wurde der Mythos der „weißen Frau als Opfer“ aktualisiert und als schlagendes Argument gegen „Masseneinwanderung“ und eine (vermeintliche) „Willkommenskultur“ eingesetzt. Gleichzeitig haben Antifeminismus und „toxische Männlichkeit“ Konjunktur: Diese reichen von misogynen Äußerungen über Hasspostings bis zu frauenfeindlich motivierten Morden. Das Autor*innenkollektiv „Feministische Intervention“ sammelt und kommentiert im vorliegenden Band theoretische Positionen, Strategien und die z.T. mörderische Praxis antifeministischer Akteure und deren fragwürdige Interpretation von Frauenrechten bzw. Feminismus. Auf Basis einer intensiven Recherche und der Auswertung einer Vielzahl an Quellen machen die Autor*innen Eike Sanders, Anna O. Berg und Judith Goetz deutlich, wie stark antifeministische Positionen in unserer Gesellschaft verankert sind und welche Folgen diese haben können, wobei hier auch die antifaschistische Linke und deren unzureichende Auseinandersetzung mit der Thematik in der Kritik stehen. Zum Teil polemisch-humoristisch formuliert, liest sich das Buch fast wie eine feministische Streitschrift und liefert einen wichtigen Beitrag zu einer höchst aktuellen Debatte.
Rebecca Strobl
Autor*innenkollektiv FE.IN: Frauen*rechte und Frauen*hass. Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt. 199 Seiten, Verbrecher Verlag, Berlin 2019 EUR 15,00