Fortschreitendes Dunkel

Die Geschichte spielt in einem kleinen Dorf, das von Hügeln begrenzt wird – das Draußen, die Welt hinter den Hügeln, bleibt verborgen. Die 16-jährige Pauli(ne) und ihre jüngere Adoptivschwester Karine leben in einem Haus ganz am Rande des Dorfes. Das Haus hat der Großmutter gehört, sie ist schon vor einiger Zeit gestorben. Der Vater hat die Familie schon lange verlassen, und im Januar ist auch die Mutter weggegangen. Sie hat einen Keller voller Vorräte hinterlassen, eingekochtes Obst und Erdäpfel. Aus Paulis Erinnerungen an die Mutter wird klar, dass diese immer mehr psychische Probleme entwickelt hat. Es war ihr zwar noch möglich, monatelang die Vorräte anzulegen, aber dass ihre Kinder mit ihr das Dorf verlassen sollten, ist nie zur Diskussion gestanden. Und auch die anderen BewohnerInnen des Dorfes gehen weg – meist über Nacht, die leeren Häuser stehen zum Verkauf, aber niemand kommt, um sie zu kaufen. Pauli und Karine versuchen in dem verlassenen Dorf zu überleben, sie geben ihrem Tag eine Struktur, und einmal die Woche besuchen sie die demente Frau Rosamunde, der sie von ihren kargen Vorräten etwas abgeben. Das Jahr vergeht, der Herbst kommt, und dann der Winter – die Vorräte gehen aus, und Pauli ist klar, dass sich etwas ändern muss.

Der Debütroman von Karoline Menge erinnert ein wenig an Marlen Haushofers „Die Wand“ – eine junge Frau, die zu überleben versucht, verlassen von der Welt, im Kampf gegen die Einsamkeit, die undurchdringlich scheint. Verstörend, beklemmend, großartig!

gam

Karoline Menge: Warten auf Schnee. 222 Seiten, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 2018 EUR 20,60