Frauengeschichte der Schweiz 1971 – 2021
Anlässlich von fünfzig Jahren Schweizer Frauenwahlrecht wird von fünf Historikerinnen auf dieses halbe Jahrhundert Schweizer Frauengeschichte zurückgeblickt. Jede Dekade hatte ihre eigenen Herausforderungen im Kampf um die Rechte der Frauen zu bewältigen. Heftige Widerstände und aggressive politische Manöver begleiteten beispielsweise die Bestellung der ersten Bundesrichterin Margrith Bigler-Eggenberger 1974, der ein beeindruckendes Porträt gewidmet ist. Gewalt gegen Frauen, Sprachanalysen, und die Lesbenbewegung waren in den Achtzigern wichtige Themen, in den Neunzigern der große Frauenstreik anlässlich der Nominierung von Christiane Brunner: Heute kaum zu glauben, mit welchen Mitteln diese Bestellung verhindert wurde. In den Nullerjahren ging es um Lohn, Mutterschaftsversicherung und Fristenregelung, die Zehnerjahre rückten die queere Bewegung ins Zentrum. Die letzten Jahre brachten schließlich, wie wir wissen, nicht mehr für möglich geglaubte Rückschläge in den USA, Polen und Ungarn. Als letzte bedeutende Bewegung wird die Me-Too-Debatte angeführt. Der reich illustrierte, wissenschaftliche Band richtet sich vor allem an KennerInnen und InteressentInnen der Schweizer Geschichte. Spannend sind die Parallelen und Unterschiede zur österreichischen Frauengeschichte. Die Rückschau zeigt auch, wie viel erreicht wurde – in der Schweiz wie bei uns.
Sabine Reifenauer
Jeder Frau ihre Stimme. 50 Jahre Schweizer Frauengeschichte 1971–2021. Hg. von Denise Schmid. 328 Seiten, Hier und Jetzt, Zürich 2020 EUR 40,10