Frauenleben über drei Generationen

Oma Ruth und Enkelin Sara stehen im Zentrum des Romans, der im Niederrhein in Deutschland spielt. Ruth ist erst kürzlich mit Ehemann Walter in eine SeniorInnenresidenz gezogen und fühlt sich dort sehr wohl – neue Freundinnen, der Singkreis, die Versorgung. . . Walter hingegen möchte eigentlich nur wieder zurück nach Hause und dass Ruth sich ausschließlich um ihn kümmert. Auf der anderen Seite Sara: Sie ist Ärztin und überlegt gerade einen Karrieresprung, ihr wurde ein zweijähriges Forschungsstipendium in England angeboten. Wegen ihres neunjähriges Kindes und ihres Lebensgefährten Lars pendelt sie nun jede Woche zwischen Cambridge und dem Niederrhein. Das zentrale Thema lautet Selbstverwirklichung versus Fremdbestimmung, Rollenzwänge und Mehrfachbelastungen. Interessant auch die dazwischen erzählte Geschichte von Ruths Schwiegertochter Laura, Saras Mutter, die nach ihrer Brustkrebsdiagnose Mann und Kind verlassen hat, um eigene Wege auszuprobieren – davor hatte sie für ihren Mann, Ruths Sohn Klaus, ihr Studium aufgegeben und musste im Elternhaus ihres Mannes unter der Fuchtel ihres Schwiegervaters Walter und dessen gewalttätigen Vaters leben. Auch wenn die Geschichte mitreißt, bleibt ein schaler Nachgeschmack: Jede Frauengeneration ist unglücklich mit einem mehr oder weniger großen Teil ihres Lebens und entscheidet sich dann, etwas Neues zu wagen oder doch lieber beim Alten zu bleiben. Auch wenn die Entscheidungen auf individueller Ebene nachvollziehbar sind, fühlt sich das nicht immer nach Selbstbestimmung an.
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Anne Gesthuysen: Mädelsabend. 378 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2018 EUR 22,70