„Freundinnen junger Mädchen“ 1886 bis heute
Erstmals umfassend dargestellt wird hier die Geschichte der 1886 gegründeten Schweizer Sektion der internationalen Organisation „Freundinnen junger Mädchen“. Ziel war der Schutz allein reisender, arbeitssuchender Frauen vor Prostitution und Ausbeutung am Arbeitsplatz. Hilfesuchende Frauen konnten sich an die Vereinsmitarbeiterinnen an den großen Schweizer Bahnhöfen wenden, um nützliche Adressen und Hilfestellung aller Art zu erhalten. Der Verein betrieb auch Heime und organisierte Ausbildungen.
Die „FJM“ waren bürgerlich-protestantisch ausgerichtet, arbeiteten aber mit ähnlich gelagerten katholischen und später staatlichen Organisationen zusammen. Durch intensive Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 150 Jahre – genannt seien „1968“, Internet, „Verstaatlichung“ der Sozialarbeit – gelang es dem Verein, bis heute erfolgreich zu bestehen. Heute heißt er „Compagna“. Neben anderen Angeboten gibt es nach wie vor die Bahnhofshilfe, die von Wickelplätzen über Reisebegleitung für mobilitätsbehinderte Personen bis hin zu begleiteten Kindsübergaben getrennt lebender Eltern reicht. Das reich illustrierte, sympathische Buch bietet einen kurzweiligen Einblick in die spannende Geschichte dieses Vereins vom Beginn der Frauenbewegung bis heute.
Sabine Reifenauer
Esther Hürlimann, Ursina Largiadèr, Luzia Schoeck: Das Fräulein vom Bahnhof. Der Verein Freundinnen junger Mädchen in der Schweiz. 211 Seiten, Hier und Jetzt, Zürich 2021 EUR 34,00