Griechische Tragödie Neuauflage 1971
Miss Fansler, wie Kate sich trotz ihrer Heirat in beruflichen Zusammenhängen nach wie vor nennt, wird von ihrer ehemaligen Schule, dem Theban, angefragt, ein Seminar über Antigone zu halten. Das Theban ist eine alteingesessene Höhere-Töchter-Schule in New York mit einer interessanten Mischung aus konservativen und fortschrittlichen Bildungsansätzen. Literaturprofessorin Kate hat ordentlich zu tun mit den aufmüpfigen Schülerinnen – schließlich sind wir zu Beginn der 1970er-Jahre unterwegs, als die jungen Frauen schon Hosen trugen und den Vietnam-Krieg ablehnten. Angelica, eine von Kates Schülerinnen, versteckt ihren Bruder in der Schule vor der Einberufung. Kurze Zeit darauf wird die Leiche ihrer Mutter im Zeichensaal gefunden. Irgendwie erinnert einiges an den Antigone-Mythos. Kate, die sehr gut darin ist, alte Geschichten mit neumodischen Erscheinungen wie Encountergruppen zusammenzudenken, kann die Sache zügig aufklären.
Amanda Cross ist das Pseudonym der feministischen Literaturwissenschafterin Carolyn Gold Heilbrun, geboren 1926 und verstorben 2003. Den Krimi veröffentlichte sie 1971. Vor dem Hintergrund des intellektuellen Oberschichtmilieus sind erfreulich viele feministische Bonmots eingestreut, die das Lesen immer wieder vergnüglich machen.
Gabriele Mraz
Amanda Cross: Thebanischer Tod. Kate Fansler ermittelt. Aus dem Engl. von Monika Blaich und Klaus Kamberger. 286 Seiten, Dörlemann, Zürich 2022 EUR 19,60