Gut und Böse in Bulgarien

Anja hat gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen. Wie alle anderen Absolvent*innen wird sie vom Staat aufs Land geschickt. Im Dorf Svescht, es liegt im Balkangebirge, muss sie zwei Jahre in der dürftig ausgerüsteten medizinischen Dienststelle arbeiten. Außerdem gehört die Betreuung der Kinder und Jugendlichen des zum Dorf gehörenden Kinderheims zu ihren Aufgaben. Gleich bei ihrer Ankunft lernt sie Maria und ein paar andere Kinder aus dem Heim kennen und freundet sich mit ihnen an. Von ihnen erfährt sie von der Gewalt, die im Heim herrscht und die von den Betreuer*innen und Lehrer*innen bewusst eingesetzt wird. Genosse Nakov, aktiv für die Staatssicherheit, zieht im Verbund mit dem Bürgermeister die Fäden im Dorf und entscheidet über Leben und Tod. Anja hat keine leichte Zeit vor sich. Ihr einziger Lichtblick ist eine Lehrerin des Heims, mit der sie sich anfreundet. Die Autorin wurde in Bulgarien geboren und lebt seit 1996 in der Schweiz, wo sie als Psychiaterin praktiziert. Sie hat bereits einen Lyrikband und zwei Erzählbände veröffentlicht. Dem vorliegenden Roman fehlt es m. E. an Tiefe, da der Blick, der auf die bulgarische Gesellschaft am Ende der 1980er Jahre geworfen wird, stereotypisierend wirkt und die Charaktere recht einfach skizziert sind.

Beate Foltin

Evelina Jecker Lambreva: Entscheidung. 288 Seiten, Braumüller, Wien 2019, EUR 22,00