Heiter und grausam

Der Untertitel zu Doris Nußbaumers Band „Mörderische Menschenspiele“ bringt es knapp auf den Punkt: „Kurzprosa zwischen Heiterkeit und Grauen“, und das bezieht sich nicht nur auf die Band¬breite unter den Prosastücken, sondern innerhalb jedes einzelnen. Der gemütliche Fernsehabend, das beobachtende Kind, der gran-telnde Chauvi-Opa und Oma und Mama, die sich dabei überschlagen, ja von den Ungeheuerlichkeiten abzulenken, die er von sich gibt, um gute Stimmung zu machen. Der Spaziergang von Mutter und Kind, der von einem unendlichen Lamento und ewigen Zurechtweisungen begleitet wird. Die Perspektive des kleinen Mädchens kehrt ein paar Mal wieder. Immer unbehaglich, das Erzählte mitanzusehen. Da sind Geschichten von Trauer, von katholischer Kirche und Fe-ministinnen. Frauenhass quillt den männlichen Figuren aus allen Poren. Gestochenes Hochdeutsch durchbrochen von Dialekt, dem Oberösterreichischen, mit dem auch die Rezensentin aufgewachsen ist. Das fährt ein, unbequemer noch liest sich das „Grauen“ in der „Erstsprache“. Bedeutsamkeit von Sprache, auch das ist ein Thema im Buch. Große Empfehlung. Gehts und kaufts eich des Biachl!
ESt
Doris Nußbaumer: Mörderische Menschenspiele. Kurzprosa zwischen Heiterkeit und Grauen. 137 Seiten, fabrik transit, Wien 2017 EUR 12,00