Interventionen im HGM
Das militärhistorische Museum (HGM) im Arsenal muss sich einer breiten Kritik stellen. Nach einem ernüchternden Rechnungshofbericht, der auf zahlreiche Unregelmäßigkeiten im Museum aufmerksam machte und der Einrichtung einer Expert:innenkommission zwecks Neugestaltung des Museums, verfolgt der Band verschiedene interdisziplinäre Perspektiven auf das Museum. Historiker:innen, Politikwissenschaftler:innen und Museumspädog:innen melden sich zu Wort. Eine Bestandsanalyse des bisherigen Inventars des Museums wird vorgenommen, um darauf hinzuweisen, wie leicht es für rechtsextremistische Galionsfiguren war, das HGM als Wallfahrtsort zu kontextualisieren. Die vorbehaltsfreie Inszenierung von nationalsozialistischen Reliquien im Museum macht deutlich, wie sich reaktionäre Geschichtsauffassungen immer wieder durchsetzen können und welche Versäumnisse damit verbunden sind, dass dieser Ort nicht als Lernwerkstatt einer demokratiebildenden Geschichtsschreibung begriffen werden kann. Es werden andere Museen vorgestellt, die einen kritischen Reflexionszugang zum Thema Krieg bereits pflegen. Kriege lassen sich nur historisch fassen, wenn auch das durch sie verursachte Leid sichtbar wird und die Opfer eine Stimme erhalten. Es gibt keinen Krieg ohne Verlierer:innen. In diesem Sinne liest sich der Band als ein weiterer Appell, endlich das Museum für die Zivilgesellschaft neu zu gestalten und damit einem demokratiepolitischen Auftrag gerecht zu werden. Weg mit den herrschaftsidealisierenden Fresken und Statuen! Ein Dank an die Herausgeber:innen für die gut ausgewählten Beiträge.
ML
Kriege gehören ins Museum: Aber Wie? Hg. von Elena Messner und Peter Pirker. 339 Seiten, Edition Atelier, Wien 2021 EUR 24,00