Kollektives Land vs. ökologische Krise

In dieser in Dichte und ihrem Umfang beeindruckenden Veröffentlichung ihrer Dissertation legt die Nachhaltigkeitsforscherin Janina Dannenberg nicht nur eine äußerst gut recherchierte ethnographische Forschung als Fallstudie zu Materialität und Alltagspraxis der Matigsalug Manobo in Bukidnon vor, sondern verknüpft ihre spezifischen Erkenntnisse mit globalen Fragen zu Rodungen, Landspekulationen und Care-Krise. Die Kernfragestellung Dannenbergs sucht zu ermitteln, ob in einer postkolonialen Gesellschaft gemeinschaftliches Eigentum helfen kann, die sozial-ökologische Krise zu beeinflussen oder gar zu überwinden und wie sich unter diesen Bedingungen diese Krise manifestiert. Ein interessantes Spezifikum in den Philippinen ist nämlich, dass vorkoloniale kollektive Landrechte Indigener rechtlich anerkannt sind. In der Arbeit verbinden sich Nachhaltigkeitsforschung, ökologische Ökonomik, feministische Ökonomie, als auch philosophisch-anthropologische Überlegungen Bruno Latours, die in der Methodik des empirischen Forschungsansatzes widergespiegelt werden. Die Anwendung des feministischen Theorieansatzes der (Re)Produktivität von Biesecker/Hofmeister als Forschungsperspektive macht diese Arbeit nicht nur für den philippinischen Kontext interessant, sondern könnte insgesamt als eine hilfreiche Anleitung für feministisch-ökologische-postkoloniale Forschung nutzbar sein.
Karin Schönpflug
Janina Dannenberg: Sozial-ökologische Krise und kollektives Landeigentum. Eine (re)produktionstheoretische Analyse in Bukidnon, Philippinen.
454 Seiten, transcript, Bielefeld 2021. 70,00 EUR