Lotte Ingrisch und Linde Waber
Der vorliegende Kunstband ist eine auf geographischen Eckpunkten basierende Retrospektive der lebenslangen Freundschaft der Schriftstellerin Lotte Ingrisch (1930) und ihrer kleinen (Wahl)schwester, der Malerin Linde Waber (1940) und soll ihrer tiefen Verbundenheit im künstlerischen Schaffen einen gebührenden Raum geben. Im sehr schön gestalteten, großformatigen Buch wechseln sich Texte, Theaterstücke, Gedichte, Ausschnitte aus Kriminalromanen mit Holzschnitten und Malereien, Fotos, Zeichnungen und Kollagen ab. Räumlich reisen wir von den Lebensmittelpunkten Gaußplatz in Wien 20, ins Waldviertel und in die durch japanische Stipendien inspirierten Werke Wabers. Thematisch geht es um das Leben in blühenden Gärten, Mohnfelder, Love and Crime, aber auch Transzendenz, Sterben und Jenseits, was seit vielen Jahren zu einem Hauptinteresse von Ingrisch geworden ist. Der Band beginnt hochaktuell mit zwei Collagen mit den Titeln „Covid“ und
„7 Leben 1 Katze“, sowie einer Liebeserklärung. Atmosphärisch fühlt sich eine als Leserin liebevoll umfangen; es wechselt die Stimmung von Omas Geschichten über Kinderabenteuer in der Nachkriegszeit hin zum Düsteren und für viele möglicherweise erschreckenden Nachdenken einer „Weisen Alten Frau“ über das Lebensende. Ein sehr gelungener Band, durch die Kulturförderung gut erschwinglich!
Karin Schönpflug
L+L Bild und Wort. Gesammelte Werke von Lotte Ingrisch und Linde Waber. Hg. von Reinhard Linke und Günther Oberhollenzer. 256 Seiten, Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2020, EUR 24,00