Monogamie – Geht das?

„Gespräche mit Freunden“ von Sally Rooney handelt weniger von Gesprächen, sondern in erster Linie von Liebe, Sex und der Wertigkeit von Monogamie. Die Freundinnen Bobbi und Frances, einst ein Paar, lernen ein junges Ehepaar kennen und schnell beginnt Frances eine Affäre mit Nick, dem Ehemann. Durch das Buch hin wirkt Frances oft unsicher, wenn nicht sogar unbeholfen und ich würde gerne oft die Rolle der Souffleuse einnehmen, um ihr ein wenig Rückendeckung zu verleihen. Jedoch zeigt sie ab und zu eine ungeheure Kühnheit, welche den/die Leser*in überrascht und in Spannung hält. Über Bobbi und Melissa, die anderen beiden Hauptprotagonistinnen, sowie deren Gefühlswelt erfahren wir nur sehr wenig, obwohl auch diese versuchen, ihre Beziehungen und Gefühle zueinander zu entziffern, während über ihnen die Frage nach der Notwendigkeit und Aktualität von Monogamie schwebt. Auch ich beginne mir Gedanken zu Liebe, Sex und Partner*innenschaft zu machen und starte in meinem Kopf eine philosophische Reflexion rund um meine eigene Identität. Auch wenn manche Handlungen etwas vorhersehbar sind, werden die Charaktere gefühlvoll geschildert und vor allem als junge Leser*in fällt es mir leicht, mich mit ihnen zu identifizieren.
Tamara Stanislaw
Sally Rooney: Gespräche mit Freunden. Aus dem Engl. von Zoë Beck. 384 Seiten. Luchterhand, München 2019 EUR 20,60