Mut gegen patriarchale Religion

Lale Güls ergreifender Roman erzählt über das Leben und den täglichen Kampf einer jungen Frau, deren Realität von prekären Lebensumständen in einer klassistischen, rassistischen Gesellschaft und von unterdrückenden, gewaltvollen Verhältnissen in der eigenen ultrakonservativen muslimischen Familie gekennzeichnet ist. Die autobiographische Erzählung zeigt – aus der Sicht der Protagonistin Büsra geschrieben – wie Religion zu einem Instrument der Unterdrückung und Misshandlung werden kann, wenn sie derart aufgefasst und ausgelegt wird. Lale Gül geht den mutigen Schritt, die Lebensrealität von FLINTA* in ultrakonservativen Gesellschaftsgruppen zu adressieren und sichtbar zu machen. Die Veröffentlichung des Romans entfachte eine kontroverse Diskussion in den Niederlanden. Lale Gül wurde von vielen Seiten scharf kritisiert und war sogar Morddrohungen ausgesetzt. Leider benutzten Rechtspopulist*innen Lale Güls Buch zur Bestätigung ihrer rassistischen und islamophoben Agenda. Ich persönlich bin tief berührt von Lale Güls Werk. Die enorme Kraft, mit der sich die junge Autorin all den Belastungen ihres Lebens widersetzt und ihr unfassbarer Mut, schlussendlich dieses Buch zu veröffentlichen, sind unglaublich eindrucksvoll und inspirierend.

sasu

Lale Gül: Ich werde leben. Aus dem Niederl. von Dania Schüürmann. 349 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2022 EUR 18,95