Neuanfänge

Schon die ersten Sätze des Romans ziehen die Lesenden in die Beziehungsfelder der vier Protagonist:innen Spes, Paul, Mirjam und Achura. Lasker-Berlin bewegt sich zwischen deren Einzelschicksalen, während sie gleichzeitig immer wieder die Schnittpunkte von deren Leben darlegt und damit einen packenden Beziehungsroman erschafft. Ein Schmetterlingskind, ein Journalist, der Quellen frei erfindet, eine Journalistin die sich in gefährliche Gebiete begibt und eine hart arbeitende Politikerin, die ihre Karriere abbricht. Sie alle sind mit Entscheidungen und neuen Lebensabschnitten konfrontiert. Auch wichtige gesellschaftliche Themen finden Raum, indem die Autorin beispielsweise die Einschränkungen nichtbinärer Menschen und lesbischer Frauen im Alltag oder den dauerhaften Druck, unter dem Frauen in jeglichen Bildungseinrichtungen und in der Politik stehen, beschreibt. Dadurch entsteht für diese die Notwendigkeit, sich ständig beweisen zu müssen, während männliche Charaktere in Online-Foren das ‚drohende Matriarchat’ bekämpfen. Als Lesende:r wird man über bestimmte Details bewusst im Ungewissen gelassen, weshalb bis zum Ende des Buches eine Spannung besteht, durch die man regelrecht in eine Leserage verfällt.

Lilia Holder

Amanda Lasker-Berlin: Spes heißt Hoffnung. 256 Seiten, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 2022 EUR 24,80