Odysseen in der Wüste

Wir begleiten drei Frauen zwischen 40 und 50 durch die Odyssee ihres Lebens. Esther ist Alleinerzieherin und im Nebenjob Ghostwriterin für wissenschaftliche Arbeiten. Leonore ist Deutschlehrerin in der größten Arbeitsmarkteinrichtung Österreichs, Benu-Up, wird gekündigt und verfasst fortan erfundene Reiseberichte von ihrem Bett aus. Zahra fährt als Bloggerin und Wissenschafterin in der Welt herum, und wird von ihrem Partner verlassen. Ein Rahmen des Buchs ist ein Buch, das Isabella Breier in der Zukunft schreiben wird, nämlich 2021, es heißt „Anmerkungen zur Poetik des Phönix. Überlegungen zu Antoine Bachsirad.“ Wer ist dieser Bachsirad? Ein fiktiver Philosoph, der jedoch sehr präsent ist – Esther hat über ihn dissertiert und arbeitet auch als Ghostwriterin über ihn. Leonore findet Benu-Up’s neue Arbeits-losenkursmaßnahme – das DesertLotusNest in der spanischen Wüste – sehr suspekt und äußert das vor ihrer Kündigung auch (zu) lautstark – das DesertLotusNest wurde von Bachsirad erfunden. Zahra wiederum wird dafür angeheuert, den Nachlass von Bachsirad zu beforschen, aber das Projekt scheint es gar nicht zu geben.
Isabella Breier, die Meisterin des Konjunktivs, hat einen vielschichtigen, dichten, launigen, manchmal schwülstigen (im Stil von Bachsirad), erfreulich politischen und wissenschaftskritischen Roman vorgelegt, der sich von Seite zu Seite neu entpuppt. Empfehlung!
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Isabella Breier: DesertLotusNest. Anmerkungen zur Poetik des Phönix. 526 Seiten, Bibliothek der Provinz, Weitra 2018 EUR 24,00