Pop – Gender – Top – Girls
Der vorliegende Sammelband, der aus einer Konferenz an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien im Jahr 2013 hervorgegangen ist, beschäftigt sich mit im weitesten Sinne sozialgeschichtlichen und soziologischen Fragestellungen aus dem Bereich Musik und Gender. Die 15 Beiträge decken thematisch und historisch zahlreiche Felder ab – die Schwerpunkte liegen aber deutlich im Bereich populärer Musikphänomene des 20. und 21. Jahrhunderts und reichen hier vom amerikanischen Jazz der 1920er Jahre bis zu männlichen Rappern im Wien Ottakring der Gegenwart. Vielfältig sind die Perspektiven, ernüchternd teils der Blick auf die noch immer affirmativ reproduzierten Geschlechtersteroetype in weiten Teilen des popmusikalischen Mainstreams. Der im Titel präsent positionierte Begriff der Differenz spielt in dem Band auf theoretischer Ebene jedoch weniger Rolle als unterschiedliche Konzeptionen von Männlichkeiten und Weiblichkeiten – die Beiträge zu Männlichkeit beziehen sich vielfach auf Connells Idee der „hegemonialen Männlichkeiten“, die Beiträge zu Weiblichkeit häufig auf Angela McRobbies Konzept der „Top Girls“. In dieser Binarität ließe sich vielleicht auch eine interessante „Differenz“ in den Forschungszugängen erkennen. Insofern sind nicht nur die Beiträge im Einzelnen erkenntnisreich, sondern auch die Zusammenschau, in der sich aktuelle Befunde über die gegenwärtigen Debatten zum Thema Musik und Gender widerspiegeln.
Kordula Knaus
Musik, Gender, Differenz. Internationale Perspektiven auf musikkulturelle Felder und Aktivitäten. Hg. von Rosa Reitsamer und Katharina Liebsch. 282 Seiten, Westfälisches Dampfboot, Forum Frauen- und Geschlechterforschung 44, Münster 2015 EUR 30,80