Pubertät und Tragik

Wer gerne Mill Valley in Kalifornien besuchen würde, aber an der Reise scheitert, der/dem sei geraten, den blauen Buchdeckel aufzuschlagen und durch die Seiten von Lindsay Lee Johnsons Jugendroman Der gefährlichste Ort der Welt zu blättern. Detailreiche Beschreibungen geben das Gefühl, an einem Sommertag durch den Ort zu schlendern, während liebevolle Personenbeschrei-bungen Fremde zu Vertrauten machen. Der fröhliche Sommertag ist aber schnell zu Ende, denn schon bald wird zu verstehen gegeben, dass der amerikanische High-School-Alltag durchaus Tragisches birgt. Während man sich noch über die Thematisierung von Diversität und anderen notwendigen Diskursen freut, stolpert man schon in die nächsten proble-matischen Gegebenheiten. Hin und hergerissen, ob das Teenagerleben hinter der Fassade von Facebook und Co wohl einfach so ist, oder ob die Autorin gutgemeint versucht, zu viele Themen für ein Buch zu behandeln, ist man bald schon am Ende angekommen. Die einfache und direkte Sprache macht es leicht, das Buch an einem einzelnen freien Tag zu verschlingen. Einen fröhlichen Tag in der Sonne sollte man jedoch nicht einplanen, denn die Seiten lassen mit Tragik, Unwohlsein und Nachdenklichkeit zurück.
Jana Reininger
Lindsey Lee Johnsons: Der gefährlichste Ort der Welt. Aus dem amerik. Engl. von Kathrin Razum. 303 Seiten, dtv, München2017 EUR 21,60