Rue du Pardon
Keine guten Karten für die blonde (!) Hayat, hineingeboren in eine einfache Familie, in ein einfaches Viertel in Marrakesch! Ihre lieblose Familie schenkt der jungen Protagonistin weder Zärtlichkeit noch Wertschätzung, im Gegenteil. Der Missbrauch durch den Vater lässt Hayat schließlich zur Nachbarin Serghinia, einer gefeierten Tänzerin, flüchten, die ihr schon vorher Ersatzmutter und Idol, aber nun auch Retterin wurde. Grandios, wie Binebine uns bei Serghinia an den bunten Zusammenkünften von Frauen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters teilhaben lässt. Es wurde genäht, gelacht, neuester Klatsch ausgetauscht und Hayat war mittendrin. Schließlich war es die Kunst des Tanzens, welche die junge Frau von ihrem Idol Serghinia erlernte und perfektionierte. Die Autorin zeichnet das Leben einer willensstarken, selbstbewussten, jungen Frau, die erfolgreich den Käfig ihrer Kindheit hinter sich lässt. Absolut empfehlens- und lesenswert!
Margit Meergraf
Mahi Binebine: Rue du Pardon. Roman. Aus dem Franz. von Christiane Kayser. 158 Seiten, Lenos, Basel 2021, EUR 20,60