Schlachtfeld der Supermächte
‚Der vergessene Krieg‘, so wird der von 1950–53 auf brutalste Weise geführte Kampf um Korea häufig genannt. Er war einer der schlimmsten Stellvertreterkriege, eine Auseinandersetzung der ‚Großmächte‘ USA und Sowjetunion, jeweils inklusive Verbündeter, auf fremden Boden. In ihrem Roman zeichnet Maiken Nielsen die Geschehnisse aus der Perspektive einer Kriegsreporterin, Eleanor Ericsson. Diese hat zunächst mit der Geringschätzung ihrer Leistungen als weiblicher Kriegsreporterin zu kämpfen, schafft es aber, Aufträge der Chicago Post zu erhalten und an die Kriegsschauplätze zu reisen. Präzise schildert sie die unterschiedlichen Blickwinkel und die Message Control der amerikanischen Medien. Die Reporterin wird vorgeladen, um ihre pro-amerikanische Gesinnung unter Beweis zu stellen. Kritik ist nicht erlaubt. Nicht zuletzt ihre Zeuginnenschaft der Napalm-Angriffe der USA auf Nordkorea, denen zahlreiche Zivilistinnen zum Opfer fallen, zeigen die Argumentation der Kriegsherren immer mehr als reine Propaganda. Die Kriegsreporterin verspricht ihren Gesprächspartnerinnen, „der Welt zu erzählen, was passiert, damit dies alles ein Ende findet“. Maiken Nielsen hat sich an der realen Figur der US-amerikanischen Kriegsreporterin Marguerite Higgins orientiert. Sie flicht in die historischen Ereignisse eine nicht ganz klischeefrei geschilderte Beziehungsgeschichte ein, mit der ein Bezug zu Berlin und dem geteilten Deutschland entsteht. Leicht zu lesen, informativ und erschütternd aktuell.
Susa
Maiken Nielsen: Ein neuer Horizont. 496 Seiten, Rowohlt, Berlin 2021 EUR 14,99