Verschlagwortet: Lyrik

Eine Proletin als Dichterin

Zum 50. Todestag der bedeutsamen Kärntner Lyrikerin und Autorin Christine Lavant (1915–1973) sind zwei Bücher erschienen, die biografische Details über ihr Leben in den Fokus stellen. Das von Klaus Amann und Brigitte Strasser verfasste biografische Portrait setzt sich aus Briefauszügen von Christine Lavant, die sie an ihr wichtige Menschen versendet...

Eine nüchterne Anklage

Regina Dürig beschreibt in ihrer Novelle, deren Texte wie Gedichte anmuten, emot­ionale sowie physische Übergriffe, die die Protagonistin erlebt. Diese verteilen sich über ihr Leben, vom toxisch maskulinen Verhalten ihres Vaters in ihrer Kindheit über sexuelle Missbräuche in ihrer Jugend bis hin zu Mansplaining und Belästigungen, die sie als erwachsene...

Biografische Splitter

Sophie Reyer hat den Gedichtband Musica Feminina anlässlich einer Ausstellung mit dem gleichen Titel verfasst. Es entstanden Kurzportraits zu 100 Komponistinnen von Sappho bis in die Gegenwart, die ein Blitzlicht auf biografische Splitter bzw. den Schaffensprozess dieser Frauen werfen. Die Vielfältigkeit der gewählten Zugänge und Gestaltungsmittel wirft die Frage auf,...

Geschichten aus dem Burgenland

Fingerübungen ist der treffende Titel von Andrea Kerstingers Werk, einer Textsammlung aus Kurzgeschichten und Gedichten, unterteilt in drei Kapitel. Im Ersten lesen wir sprachspielerische Lyrik mit burgenlandkroatischen Einsprengseln (mit Übersetzung), das letzte Kapitel umfasst ebenfalls kurze Gedichte, die sich u.a. dem Genuss des Weins, Biers und dessen Folgen widmen. Das...

ExperimenTelling

Es ist, als hörte man in den Gedankenstrom einer anderen Person hinein. Bei diesem Prozess fehlen allerdings immer wieder Worte, oder Gedanken werden nicht zu Ende gedacht. Als nähme man Teil an der Wirklichkeit aus einer anderen Perspektive. Diese Erzähl- oder vielleicht eher Schreibweise hat etwas eigenartig Hypnotisches, sie wirkt...

Cottoneske Spekulationen

Lyophilia, von Ann Cotten als „Science-Fiction auf Hegelbasis“ angekündigt, erinnere, so der Klappentext des Verlags, an Tarkowskijs Special Effects: Eine Formulierung, vor eine Wirklichkeit gehalten, und plötzlich wird präzise, was sonst in der Form eines dumpfen Ahnens herumvegetiert. Von den 12 Prosatexten haben „Proteus“ und „Anekdoten vom Planeten Amore (Kafun)“...

Poetisches Knochengeklimpere

„Komm, schnüren wir die Knochen,“ der Titel des nun in deutscher Übersetzung vorliegenden Gedichtbands der auf Slowenisch schreibenden österreichischen Autorin Cvetka Lipuš, hält – mit „auch wir“ minimal variiert – einen Zyklus von fünf Gedichten zusammen: „Dies ist die Zeit der Zauberer und Magier. Der Wille läuft keinem geckenhaften Erfolg...

Gedichtagentur

Findet das Leben immer woanders statt, fragt sich die kindliche Chaya, die mit Schwestern, melancholischer Mutter und einem hauptsächlich abwesenden Vater im Teheran der 1970er Jahre aufwächst. Sie lernt Italienisch, träumt von der Auswanderung und einem BH als Symbol erwachsener Weiblichkeit, während sie spitzfindig, voll unfreiwilliger Ironie die Welt der...

Auf die Wunde Welt

„Erstickende Eintracht Staubrest einer Vergangenheit Ruinen[…]“ so beginnt der Gedichtband. Anfangs schreibt Feimer ohne Interpunktion, kurze Verse, in denen nicht klar ist, wann das Gedicht abreißt, und das nächste beginnt. Zwischendrin mal ein Punkt oder ein Komma, mittendrin versiegen die Satzzeichen wieder. Immer wieder beschwört Feimer ein viel bedeutendes „Du“....

Die Liebe muss eine Krankheit sein

Der 12-Jahre alten Nia geht es schlecht. Sie kann sich nicht konzentrieren, nicht schlafen, nicht essen und das alles nur aus einem Grund: Sie ist verliebt. Wir befinden uns in Tiflis, Ende der 50er Jahre und Nias Herz droht ihr in der Brust zu zerspringen, obwohl sie den Angebeteten bisweilen...