Sexismus im Musikbusiness

Zu jung, zu alt, zu dick, zu dünn – Frauen im Musikbusiness sind einer ständigen Beurteilung ausgesetzt, Frauenkörper sind immer falsch, da im permanenten Vergleich die Norm, das ‚Ideal‘ unsichtbar und je nach Bedarf und Gusto willkürlich und flexibel ist. „Die Popindustrie ist in erster Linie eine Imageindustrie“ und der weibliche Körper eine Projektionsfläche und „jugendliche Ressource für Männerphantasien und Bedürfnisse“, schreibt Sonja Eismann, Journalistin und Kulturwissenschaftlerin, Mitbegründerin und Redakteurin von Missy Magazine und Kennerin der Branche. „Wie und wo ist die Musikbranche sexistisch? Kurze Antwort: überall.“ Die lange Antwort hat sie in diesem Buch zusammengetragen und es ist eine „anstrengende, zermürbende und vor allem wütend machende“. Es sind (unendlich) viele Beispiele für dieses ewige ‚zu‘ wie für misogyne, gewalttätige Songtexte, den Umgang mit Groupies und weiblichen Fans und die übergriffigen Strukturen. Zuletzt wirft sie einen Blick auf ‚die andere Seite‘, um die Popgeschichte auch aus „einer ganz anderen Perspektive zu erzählen“ und um den Popkanon umzuschreiben: nicht mit Elvis beginnt dieser, sondern mit Big Mama Thornton, die Hound Dog schon vor ihm aufnahm und es war Sister Rosetta Tharpe, die als erste ihre Gitarre mit starker Verzerrung spielte und den Rock’n’Roll erfand! Und die Lyrics von You don’t own me der17-jährigen Lesley Gore von 1963 sind „Vorboten der
2. Frauenbewegung“. Unbedingte Empfehlung!
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Sonja Eismann: Candy Girls. Sexismus in der Musikindustrie. 200 Seiten, Nautilus Flugschrift, Hamburg 2025 EUR 21,50