Spekulative Solidarität

Haegue Yang verdichtet den Fokus mit Jalousien und Zimmerventilatoren, öffnet gleichzeitig neue Blickräume und stellt Verborgenheit und Voyeurismus zur Debatte. Die international begehrte Künstlerin schafft mit alltäglichen Elementen unerwartete Athmosphären. Als Kind der frühen Siebzigerjahre ist sie geprägt von Koreas damaliger Stimmung des Autoritarismus und der Überwachung. Die Jalousie, ein präsentes Objekt in Yangs Werk, kann hierbei zum Zeichen des Widerstands werden, wie sie selbst anmerkt. Weitere Elemente ihrer Installationen sind industrielle Serienprodukte wie Glühbirnen, Stromkabel, künstliche Pflanzen, Möbel und Garderoben, außerdem Origami, die sie mit musikalischen, literarischen und philosophischen Zitaten in Korrespondenz bringt. Ein Bezugspunkt ist etwa das Werk Hannah Arendts oder Petra Kellys. Der Bildband präsentiert die Ausstellung „In the Cone of Uncertainty“, kuratiert und eingeleitet von der Direktorin und Chefkuratorin von The Bass, Miami, Silvia Karman Kubina. Die Präsentation wird ergänzt mit Texten der Kuratorin von The Bass, Miami, Leilany Lynch und dem Direktor des Serralves Museum Philippe Vergne. Eine Genealogie der früheren Arbeiten mit inspirierenden Titeln, etwa „Coordinates of Speculative Solidarity“, erweitern das Porträt einer Künstlerin, die mit minimalistischer Raffinesse historische und kulturelle Narrative aufzeigt und seit 2017 auch als Professorin der Städelschule in Frankfurt am Main unterrichtet.

Susa

Haegue Yang, Silvia Karman Cubiñá, Leilani Lynch, Philippe Vergne: Haegue Yang. In the Cone of Uncertainty. Kunstband. 112 Seiten, Hatje Cantz, Ostfildern 2019 EUR 25,99