Spöttische Stories aus Mazedonien
Dass Tragik und Komik oft nahe beinander liegen, beweist dieser Erzählband der mazedonischen Schriftstellerin Rumena Bužarovska. In elf kurzen Geschichten porträtiert die Autorin mehr oder weniger funktionale Beziehungen aus Sicht der darin involvierten Frauen. Die kurzen Texte gleichen inneren Monologen, durch die wir vom Gefühlsleben der meist unzufriedenen Ehefrauen, Liebhaberinnen oder Witwen erfahren. Aus den unterschiedlichsten Schichten kommend, stehen sie alle vor folgendem Problem: Ihre (Ehe-)Männer sind narzisstisch, völlig von ihrem eigenen Tun und Denken überzeugt, ohne sich und ihre altbackenen Vorstellungen von Liebe, Arbeit oder Moral auch nur im Geringsten in Frage zu stellen. Dabei merken die Herren der Schöpfung natürlich nicht, wie lächerlich sie sich eigentlich verhalten. Doch Bužarovska hält auch den Frauen einen Spiegel vor: Die Protagonistinnen sind in ihren Rollen nämlich weniger gefangen, als dass sie es sich darin bequem gemacht haben. Die Autorin zeigt eine partriarchal geprägte Welt, in der sich gerade im privaten Bereich konservative Rollenbilder hartnäckig halten, was zu teils grotesk anmutenden Verhaltensweisen der Beteiligten führt. Doch so verbittert, durchtrieben, eifersüchtig oder neidisch die Frauen, denen Bužarovska ihre Stimme leiht, auch sein mögen – mit Hilfe einer tüchtigen Portion Sarkasmus werden die Geschichten trotz der dargestellten Tristesse zu einem irrsinnig spaßigen Lesevergnügen mit durchwegs kritischem Unterton.
Genial!
ReSt
Rumena Bužarovska: Mein Mann. Stories. Aus dem Mazed. von Benjamin Langer. 169 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2021, EUR 22,70