Starke Frauen erwünscht

Zu Beginn der Filmgeschichte waren Frauen in ausführenden Funktionen in der Filmproduktion tätig. Elvira Notari in Italien, Alice Guy-Blaché in Frankreich waren als Regisseurinnen und Produzentinnen von Anfang an mit dabei. So auch Louise Kolm-Fleck (1873-1950). Als Louise Veltée geboren – der Vater war als Schausteller in Wien erfolgreich – , wurde sie als aufgewecktes Mädchen nicht nur in ihren Interessen gefördert, sondern sie war auch früh in alles Geschäftliche involviert. 1893 heiratet sie den Fotografen Anton Kolm, eine glückliche Wahl, denn beide erkennen, dass der Film das Medium der Zukunft werden wird. Als dritter stößt Jakob Fleck dazu, den Louise nach dem Tod Anton Kolms (1923) heiraten wird. 1910 gründeten sie ihre erste Produktions­firma, Grillparzers „Ahnfrau“ war einer ihrer ersten Langfilme. Sie verfasst Drehbücher, Fleck steht hinter der Kamera, Kolm produziert. Die Regie teilten sie sich wahrscheinlich auf. Nicht nur der Kaiser wurde gefilmt, auch sozialkritische Themen, wie die Abtreibung, wurden behandelt. 1937 flieht sie mit ihrem jüdischen Mann Jakob Fleck, nachdem es ihr gelungen ist, ihn aus den KZs Buchenwald und Dachau freizukaufen, nach Schanghai ins Exil. Beide kehren nach Wien zurück. Es ist dem Sohn Walter Uli Jürgens zu verdanken, dass Louise Kolm-Fleck abermals dem Vergessen entrissen wurde.
Elisabeth Streit
Uli Jürgens: Louise, Licht und Schatten. Die Filmpionierin Louise Kolm-Fleck. 240 Seiten, Mandelbaum, Wien 2019 EUR 20,00