Starke Mädchen – schwaches Konzept
Großmutter und Enkelin bereisen die Welt und sprechen vor Ort oder über Online-Telefonate mit insgesamt 90 engagierten Mädchen und jungen Frauen und ihre Aktivitäten. Dabei stellt die elfjährige Alex die Fragen und notiert nach jedem der 17 Kapitel, was andere Mädchen tun können, um unterstützend bzw. spendend aktiv zu werden. Im Anhang findet sich weiters ein Literaturverzeichnis zu jedem Thema, das von Initiativen gegen Plastikflaschen, gegen häusliche Gewalt, über Kinderehen bis hin zu Fluchterfahrungen reicht. Pro Kontinent wird von Mädchen berichtet, die sich trauen, gegen Autoritäten oder Regierungsmitglieder aufzustehen, via Radio über Gewalterfahrungen zu berichten oder zum Frieden beizutragen. Es ist berührend, von ihnen zu lesen und die Wertschätzung ist jedenfalls angebracht. Schließlich sind es nicht nur koloniale Begriffe wie „Stammesführer“ oder „Dorfhäuptling“, die die Schwäche des Konzepts für dieses Buch offenbaren: Der universalisierende Gestus ohne Bezug zu kulturellen Kontexten, die Dauerpräsenz von westlichen Hilfsprogrammen, die Unreflektiertheit der eigenen Perspektive und Helferinnen-Position ziehen sich durch. Das ist schade, denn die Porträtierten und die Sprengkraft junger Mädchen für gesellschaftliche Veränderungen bedürfen tatsächlich größter Anerkennung.
Meike Lauggas
Paola Gianturco, Alex Sangster: Wonder Girls. Unsere Reise zu den mutigsten Mädchen der Welt. Aus dem Engl. von Maria Zettner. 184 Seiten, Elisabeth Sandmann Verlag, München 2019 EUR 30,80