Südafrikanische Wurzeln

Die Hauptfigur des Romans, Thandi, und die Autorin haben etwas gemeinsam: beide haben Mütter, die in Südafrika aufgewachsen sind, und US-amerikanische Väter. Thandi leidet unter ihrer hellen Haut. Weder ihre schwarzen noch ihre weißen Freund_innen können sie einordnen, obwohl Zugehörigkeit etwas enorm Wichtiges für die persönliche und soziale Entwicklung ist. Zum Glück hat sie eine sehr praktisch veranlagte Mutter, die Tipps für alle Lebenslagen hat und gut vernetzt ist. Noch während Thandi studiert, erkrankt die geliebte Mutter an Krebs und wird von Vater und Tochter gepflegt und bis zum Tod begleitet. Das Ende ist trotzdem traumatisch für Thandi. Sie verliert den Boden unter den Füßen, ist für längere Zeit handlungsunfähig. Als Form der Kompensation stürzt sie sich in eine Beziehung, wird schwanger und heiratet. Doch leider sind die Möglichkeiten eines Lebens mit Kleinfamilie begrenzt – dieses Konzept scheitert.
Das Debut von Zinzi Clemmons ist eine ergreifende Coming-of-age-Geschichte, ergänzt mit Berichten zur politischen und gesellschaftlichen Situation in Südafrika/Afrika. Von der Autorin ausgewählte Fotos verdichten den Text. Empfehlung.
bf
Zinzi Clemmons: Was verloren geht. Aus dem amerik. Engl. von Clara Drechsler und Harald Hellmann. 240 Seiten, Ullstein, Berlin 2019 EUR 20,60