Terrorismus in Russland vor 1917
„Gross waren die Anforderungen, aber leicht für den, der vom revolutionären Gefühl beseelt war, jenem hochgespannten Gefühl, das keine Hindernisse kennt […]“ – unerschrocken und zielgerichtet mutet der autobiografische Bericht Vera Figners von den Vorbereitungen und der Durchführung des Attentats auf den Zaren im Jahr 1881 an, an dem die Revolutionärin als treibende Kraft mitwirkte. Im repressiven Gesellschaftssystem Russlands vor der Revolution erforderte dieses Unterfangen sowohl unbändigen Idealismus als auch nüchterne Planung und langjährige Organisation. Ständige Rückschläge in Form von missglückten Aktionen, Verrat, Verhaftungen und Hinrichtungen ihrer Genoss_innen gehörten zum Alltag – schienen den revolutionären Geist der Autorin aber eher zu festigen als einzuschüchtern. Ihre Arbeit in der Partei Narodnaja Wolja (dt. Volkswille), die von propagandistischen Tätigkeiten über Auslandskorrespondenzen bis zur Planung und Durchführung von Attentaten reichte, wirkt in ihrer Beschreibung wie selbstverständlich – Vera Figner betrachtet sie nicht als Belastung, sondern als notwendige Schritte auf dem Weg zur Befreiung der russischen Bevölkerung.
Erschienen ist der schmale Band in der Reihe „100 Jahre Russische Revolution“ und er beleuchtet nicht nur eines der prägendsten Ereignisse auf dem Weg dorthin, sondern gibt auch interessante Einblicke in die politische und soziale Landschaft Russlands des späten 19. Jahrhunderts.
Rebecca Strobl
Vera Figner: Das Attentat auf den Zaren. 96 Seiten, bahoe books, Wien 2017 EUR 10,00