The Future of Sex


Die Kulturwissenschaftlerin Sophie Wennerscheid liefert mit ihrem Buch „Sex machina. Die Zukunft des Begehrens“ eine Pionierinnenarbeit. Selten wird im Kontext der Technikphilosophie Sexrobotic besprochen.
Wir wissen ja schon seit Freuds Abhandlungen zur Sexualtheorie, dass auch bei der hetero­sexuellen reproduktiven Sexualität „irgendein pervers zu nennender Zusatz zum normalen Sexualziel“ nicht fehlen dürfe. Dem Begehren ist es also immer schon eigen, nach Überschreitungen zu streben. In welche Richtungen sich diese entwickeln, ist bedingt durch die jeweiligen technologischen, kulturellen etc. Dispositive. Wennerscheid lässt offen, ob die gegenwärtigen Dispositive so sind, dass Sexroboter die Begehrensordnung revolutionieren werden. Vielmehr gibt sie kritisch zu bedenken, dass die bestehenden Geschlechterverhältnisse auch verfestigt werden könnten. Sie plädiert daher besonders stark für eine andere Ästhetik, eine, die dem Posthumanen der Roboter tatsächlich Rechnung trägt: „sie auch aussehen zu lassen wie eine Maschine“. Im Anschluss an Deleuze/Guattari und Karen Barad plädiert sie für ein Begehren als Anders-Werden. Angereichert mit mutigen und ernüchternden Berichten aus der Praxis der Sexrobotic ist das Buch ein kulturwissenschaftlich und technikphilosophisch reicher Rundgang. Die psychoanalytische Perspektive hätte stärker betont werden können, war denn am Begehren nicht immer schon etwas unheimlich? Auf diese Unheimlichkeit verweist auch die Maschine und triggert die „Angstlust vor dem Inhumanen in uns selbst.“
Elisabeth Schäfer
Sophie Wennerscheid: Sex machina. Die Zukunft des Begehrens. 241 Seiten, Matthes & Seitz, Berlin 2019 EUR 19,90