Theater­*!

Aber Renate, du als Frau, das geht doch nicht!“ (S. 62). Damit gemeint war Regie führen am Schauspiel Frankfurt Anfang der 1970er Jahre, erzählt die Autorin Renate Klett im Gespräch mit Eike Wittrock im kürzlich erschienen Band Theater­ im queeren Alltag und Aktivismus der 1970er und 1980er Jahre. Klett kündigte daraufhin ihre Stelle als Regieassistentin und gründete 1980 das erste Frauentheater-Festival in Köln, das eine parodistische Modenschau für homosexuelle Frauen aufführte und unter anderem häusliche Gewalt und heterosexistische Strukturen thematisierte: „Es war ein wahnwitziger Erfolg. Die Frauen haben das Festival gestürmt und […] wollten hinterher nicht nach Hause, sondern weiterfeiern“ (S. 67). Der Band beinhaltet neben Kletts Erinnerungen noch weitere Zeitzeug­innen-Berichte sowie elf wissenschaftliche Beiträge, in denen unterschiedliche Aspekte zu theatralen (Ver-)Handlungen von Schwulen, Lesben, Trans­, Bi­ und Frauen in der BRD und DDR der 1970er und 1980er Jahre „schlaglichtartig“ beleuchtet werden. Für die theaterwissenschaftliche Untersuchung von ‚Queerem Spoken Word‘ („lecken, lecken…“), Punk-Konzerten, Travestie- und Cabaret-Kulturen, Protestaktionen sowie schwulem Tanztheater, erweitern die Herausgeber­innen den klassischen Theaterbegriff mit einem Sternchen. Aber auch, um die Bedeutung sowie das subversive Potenzial theatraler Praktiken für die Konstituierung schwuler, lesbischer und queerer Subkulturen zu betonen. Das Ergebnis: Eine aufschlussreiche, kritische und spannende Lektüre. Wärmstens zu empfehlen für all diejenigen, die sich für queere Historiographie und Theater­ interessieren.

Darija Davidovic

Theater­ im queeren Alltag und Aktivismus der 1970er und 1980er Jahre. Hg. von Jenny Schrödl und Eike Wittrock. 326 Seiten, Neofelis, Berlin 2022 EUR 26,00