Traditionsreiches Trauma
Eine Dorfgemeinschaft voller grausamer und skurriler Rituale, die generationsübergreifend Schmerz und Traumata erzeugen – sie werden nicht hinterfragt und unaufhörlich praktiziert. Greta Lauers Debütroman mag zu aller erst dystopisch anmuten und zeigt sich dann doch erschreckend vertraut. Körper werden kollektiv und aus Tradition heraus verstümmelt, nähren die Gemeinschaft und das nicht nur metaphorisch. Der Schmerz scheint anstelle der Sprache, des Ausdrucks zu stehen. Im Zentrum des Romans eine Frau, die versucht auszubrechen. Lauers Thema wirkt zunächst brutal, dennoch versteht sie es, die teilweise grauenhaften Schilderungen sehr klar, nüchtern und trocken zu halten und verleiht ihnen somit eine kraftvolle und eindringliche Komponente.
Andrea Knabl
Greta Lauer: Gedeih und Verderb. 112 Seiten, Luftschacht Verlag, Wien 2023 EUR 18,00