Vereinbarkeit von Islam und Feminismus

Gegnerinnen eines feministischen Projekts im Islam sind u.a. islamische FundamentalistInnen, muslimische TraditionalistInnen sowie säkulare FundamentalistInnen. Zumeist über Koran-Exegese, wo Passagen aus dem Kontext gelöst werden, versuchen diese in der eigenen Community feministische Ansätze zu widerlegen. Der islamische Feminismus hat sich jedoch als theoretische Richtung mittlerweile etabliert. Der Aufsatz von Fahimah Ulfat ist eine Sekundäranalyse zum Thema Gender im Islam. Er kennzeichnet die vielfältigen Lebensentwürfe der Frauen im Islam. Der Text von Dina El Omari streicht hervor, dass keine der beschriebenen Islam-Rechtsschulen für sich die absolute Autorität beanspruchen kann. Der Beitrag von Canan Bayram klärt mittels einer qualitativen Studie darüber auf, dass religiös praktizierende Frauen bei Auslegungsfragen nicht nur eine Rechtsschulmeinung heranziehen. Der Forschungsaufsatz von Meltem Kulacatan über Extremismus im religiösen Zusammenhang betont, dass Religion instrumentalisiert werden kann, aber nicht monokausal für die Entscheidung eines Menschen ist, sich einer terroristischen Gruppe anzuschließen. Interessant ist der Überblick von Ingrid Overbeck, die unterschiedliche Diskurse von muslimischen Frauenrechtlerinnen vorstellt, wo es um Diskriminierungen betreffend die Kopftuchfrage in der Arbeitswelt geht. Eine Untersuchung über historisch sich verändernde Frauenbilder in der islamischen Rechtsliteratur und Belletristik rundet den Band ab. Ein insgesamt vielfältiger Sammelband, um hierzulande das medialisierte Fremdbild über Musliminnen argumentativ zu hinterfragen.

Antonia Laudon

MuslimInnen auf neuen Wegen. Interdiziplinäre Gender Perspektiven auf Diversität. Hg. von Katajun Amirpur. 211 Seiten, Nomos (Ergon), Baden-Baden 2020 EUR 39,00