Ver(w)irrt im künstlichen Labyrinth
Mit ihrem zweiten Roman legt die österreichische Autorin Raphaela Edelbauer ein epochales Werk vor, an dem sie laut eigener Aussage über zehn Jahre geschrieben hat. Für mich als Leserin wurde diese lange Zeitspanne beim Lesen spürbar und auch beschwerlich. So macht es den Anschein, als ob die Geschichte mehrmals umgeschrieben und überarbeitet wurde und so kommt es zu Verwirrungen beim Lesen. Immer wieder habe ich das Buch auf die Seite gelegt mit der Hoffnung beim nächsten Mal Aufschlagen doch noch in die dystopische Welt vom jungen Programmierer Syz durch- bzw. einzudringen. Auch mit großer Anstrengung und Interesse für die Thematik „künstliche Intelligenz“ ist mir dies nicht wirklich gelungen, obwohl die Kerngeschichte ansprechend ist: Der Protagonist Syz wurde von führenden Forschern auserwählt die künstliche Intelligenz „Dave“ mit seinem Bewusstsein und seinen Erinnerungen zu füllen. Die Charaktere von Syz und auch der weiteren Figuren bleiben oberflächlich, die Handlung tröpfelt dahin, ohne wirklich Spannung aufzubauen, die Sprache ist mit Fachwörtern durchsetzt und es fühlt sich beim Lesen so an, als wäre man in einem Labyrinth gefangen. Einzig interessant sind die vielen philosophischen Fragen im Kontext von künstlicher Intelligenz, die durchaus auf unsere Gesellschaft übertragen werden können. So leistet der Roman aus dieser Perspektive einen Beitrag dazu, dass sich Leser*innen mit ethischen Fragen der künstlichen Intelligenz beschäftigen.
Ines Schnell
Raphaela Edelbauer Dave. 432 Seiten, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2021, EUR 25,70