Visibility Matters


Digitalisierung beschleunigt die Verbreitung von Nachrichten, besonders von bildlichen Darstellungen. Das gilt auch für feministische Inhalte, durch Social Media gewinnen sie deutlich an Präsenz. Was können visuelle Medien feministisch und politisch leisten, fragt Annekathrin Kohout in ihrer Studie zu digitalen Netzkulturen. Aktivistinnen formulieren ihre Forderungen oft durch Fotos, Videos und Schlagworte, die in den Bereich von grafischen Slogans fallen. Klischees sind gut abbildbar, und neue Bilder werden zu ihrer Überwindung fast zeitgleich entwickelt. Häufig werden Elemente verbreitet, die auch als Kunst gelten wollen. Dieser Kategorisierung möchte sich die Autorin nicht unbedingt in jedem Fall anschließen. Aber darum geht es auch nicht – ob der Anspruch, als Künstlerin aufzutreten, gerechtfertigt ist, beschäftigt sie nur am Rande. Denn viele der geteilten Bilder setzen auf Verständlichkeit und punkten gerade durch eindeutige Inhalte, wie etwa die glitzernden Menstruationsbilder oder Fotos von Früchten, die der weiblichen Anatomie ähneln. Solche Bilder kann man im positiven Sinne als massentauglich bezeichnen, sie werden mit feministischen Hashtags zu Kickoff-Bildern, geben Anstoß zu Neuinterpretationen. Als feministischer Aktionismus sind sie ernst zu nehmen, sie stärken den Kampf gegen Rollenmuster und Körper­ideale. Das spannende Büchlein der Medienwissenschaftlerin besticht durch Aktualität, gute Lesbarkeit und zahlreiche Ab­bildungen und Literaturhinweise.
Susa
Annekathrin Kohout: Netzfeminismus. Digitale Bildkulturen. 77 Seiten. Klaus Wagenbach, Berlin 2019 EUR 14,30