Vom Wunsch, eine Schildkröte zu sein
Flora ist erst 35 Jahre alt, dennoch hat sie Angst vor dem Älterwerden. Eine neue Falte im Gesicht ist das äußere, sichtbare Zeichen für ihre Sinnkrise. Flora ist einsam und leidet unter dem Druck, jung, sexy und erfolgreich sein zu müssen. Ärzt_Innen, Therapeut_Innen und Freundinnen können ihr nicht helfen. So wäre sie gerne eine Schildkröte – Schildkröten haben viele Falten und wenn sie sich nicht wohlfühlen, ziehen sie sich in ihren schützenden Panzer zurück und niemand kann sie sehen.
Als Flora den freundlichen Hausmeister und Geschichtenerzähler Semir kennenlernt, beginnt sie nach und nach ihren seelischen Panzer abzulegen und sich auf einen Menschen einzulassen.
Mit gelungenen Bildern und Szenenschilderungen zeichnet die Autorin das innere und äußere Erleben der Protagonistin Flora. Auf den ersten Blick mag diese etwas hypochondrisch wirken, doch wer mag schon beurteilen, welches Alter und welche Lebensumstände einen Menschen in eine Krise führen dürfen? Ein unterhaltsamer Roman über die Probleme einer (noch jungen!) Frau, einen Sinn im Leben zu finden.
Eva S. Götz
Sophie Reyer: Schildkrötentage. 248 Seiten, Czernin, Wien 2017 EUR 22,00