Wandel feministischer Positionen


Erica Fischer ist weltberühmt geworden als Autorin von „Aimee & Jaguar“, ist aber auch Mitgründerin von neuer Frauenbewegung in Österreich, Übersetzerin, Journalistin – und jetzt 76 Jahre alt. Sie hat im vorliegenden neuen Buch neun junge, deutschsprachige Feministinnen von heute zum Gespräch getroffen, um sich mit aktuellen feministischen Positionen auseinanderzusetzen. Sie greift dabei die strittigen Themen Abtreibung, Vergewaltigung, Transpersonen, Sexarbeit, Pornografie, Militäreinsätze, Kopftuch, Mutterschaft, Berufstätigkeit und die Notwendigkeit von Intersektionalität in feministischen Kämpfen auf. Im Dialog mit den teils öffentlich bekannten, teils anonymisierten Frauen* bzw. Personen erzählt sie stets auch aus ihrer eigenen Biografie, von der Veränderung ihrer feministischen Positionen, ihren Reaktionen auf sie herausfordernde Sichtweisen – das ist amüsant, informativ und berührend. Damit hat Erica Fischer zweierlei Bücher in einem vorgelegt: Zum einen ist es eine beeindruckend offenherzige, emotionale Autobiografie als Feministin; zum zweiten dient der Band hervorragend als Handreichung für jene, die Einblick kriegen möchten, um was es heute in verschiedenen Diskursen und Debatten geht, schließlich werden jeweils (rechtliche) Hintergrundinformationen, unterschiedliche Haltungen und Protagonistinnen vorgestellt. Kritisch hinterfragen lässt sich, ob die feministischen Szenen im deutschsprachigen Raum tatsächlich auf EMMA- und Missy Magazin-Leserinnen reduzierbar sind, was etwas wie ein Match der gleichaltrigen Erica Fischer versus Alice Schwarzer wirkt.
Meike Lauggas
Erica Fischer: Feminismus revisited. 319 Seiten, Berlin Verlag, München 2019 EUR 20,60