Was ist und was will der feministische Materialismus?
Das Buch hält, was der Titel verspricht. Elf Beiträge geben, teils in Bezugnahme und Abgrenzung zu anderen feministisch-theoretischen Strömungen, einen breiten Überblick über das Konzept des feministischen Materialismus. Es plädiert für und praktiziert eine differenzierte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen theoretischen Zugängen jenseits von schneller Pauschalverurteilung anhand gewählter Schlagwörter. Die Schwerpunkte des Buches reichen von feministischen Räumen und Differenzen über das Verhältnis von Kapital, Staat und Geschlecht sowie über Themen der sozialen Reproduktion und Identitätspolitiken bis hin zum Verhältnis von Theorie und Praxis. Ideell knüpft das Buch an Koschka Linkerhands Sammelband „Feministisch streiten“ an, wobei die meisten Beiträge durchwegs akademisch-wissenschaftlicher ausgerichtet sind. Wichtige Impulse zu dieser Textsammlung gingen von dem im Frühjahr 2018 in Deutschland stattgefundenen und titelstiftenden Symposium „materialize feminism“ aus. Für Abwechslung zu den teils sehr dichten theoretischen Texten und stärkere direkte Anbindung an politische/feministische Bewegungen sorgt die spannend zu lesende Interviewcollage „Raum für Feminismus: Stimmen aus der feministischen Praxis“, bei der Feministinnen verschiedener Generationen mit unterschiedlichen politischen Werdegängen und Zugängen zu Wort kommen, sowie das abschließende Gespräch mit Bini Adamczak mit dem Titel „Feminismus im Herzen der Revolution materialisieren“. Ein wichtiger Beitrag zu aktuellen feministischen Debatten.
Käthe Knittler
Materializing feminism. Positionierungen zu Ökonomie, Staat und Identität. Hg. von Friederike Beier, Lisa Yashodhara Haller und Lea Haneberg. 248 Seiten, Unrast, Münster 2018 EUR 16,00