Weiterleben
In ihrem Debütroman erzählt Yukiko Tominaga von der Ich-Erzählerin Kyoko, deren Ehemann bei einem Unfall stirbt. Sein Tod stellt sie vor neue Herausforderungen. Plötzlich ist sie Alleinerzieherin ihres zweijährigen Sohns Alex, verliert durch einen Schuldenberg das gemeinsame Haus und muss eine neue Heimat finden. In einzelnen Episoden erzählt Tominaga von Kyokos Versuchen weiterzuleben: bei der jüdischen Familie ihres Mannes in Boston, bei ihrer Familie in Japan sowie in San Francisco, wo sie mit ihrem Mann gelebt hat. Genauso wie Trauer kein linearer Prozess ist, ist auch Vermissen auf Japanisch nicht chronologisch erzählt. Die Zeitsprünge in der Erzählung – von Kindheitserinnerungen bis in die Gegenwart, in der Sohn Alex bereits ein Teenager ist – zwingen zum aufmerksamen Lesen, denn oft sind sie nicht eindeutig oder nur durch Alexs Alter erkennbar. Ebenso wie die Zeiten springen auch die Themen hin und her, sodass am Ende des Buches ein Mosaik in poetischer Sprache vorliegt.
pepe
Yukiko Tominaga: Vermissen auf Japanisch. Aus dem Engl. von Juliane Zaubitzer. 256 Seiten, Mare Verlag, Hamburg 2025 EUR 25,50