100 Jahre Frauenwahlrecht – ein Grund zum Feiern?

Der Sammelband zum 100-jährigen Jubiläum des Frauenwahlrechts in Österreich versammelt Texte von 12 Autorinnen, die sich aus historisch/politikwissenschaftlicher, literarischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive mit dem Thema Frauenwahlrecht auseinandersetzen. Die Gemeinsamkeit dieser äußerst unterschiedlichen Texte liegt darin, dass sie das Frauenwahlrecht als Teil des fortdauernden Kampfs der Frauen um ihre Rechte und ihre Selbstbestimmung begreifen.
Während Corinna Oesch einen Abriss der transnationalen Geschichte der Kämpfe für das Frauenwahlrecht gibt und die der Durchsetzung von Demokratie und Frauenwahlrecht inhärenten Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten thematisiert, stellt Marlene Streeruwitz pointiert fest, dass die Frauen im Grunde erst mit der Familienrechtsreform von 1975 das Wahlrecht erobert hätten. Die Realität der Frauen sei jedoch weiterhin von ökonomischen Ungleichheiten und Frauenverachtung geprägt. Die zahlreichen literarischen Texte dieses Sammelbands behandeln das Thema vorwiegend aus subjektiver und gegenwärtiger Perspektive und sind von großer stilistischer und qualitativer Bandbreite. Die mythologiekritische Analyse weiblicher Stimmlosigkeit kontrastierend setzt der Text von Eva Rossmann, in dem die Frauen die politische Repräsentanz frauenfeindlicher Politik übernommen haben, den satirischen Schluss­punkt. Insgesamt macht diese Anthologie, zurecht Frauen.Wahl.Recht betitelt, trotz vielfältiger Verweise einen beliebigen Eindruck.
SaZ
Frauen.Wahl.Recht. 100 Jahre Frauenwahlrecht. Anthologie. Hg. von Isabella Feimer. 168 Seiten, Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2018 EUR 20,00