Liebesbriefe aus der Vergangenheit

Die Vulkanologin Maja erforscht in Japan den Ausbruch des Akita-Komagatake in den 1970er Jahren. Im Hotel befreundet sie sich mit Helga-Maria, einer etwas überdrehten Tierpsychotherapeutin. Beide Frauen sind auf unterschiedliche Weise einsam und ziehen Tiere den Menschen vor. Maja trauert um ihren Hund Kassawur, der bei einem Vulkanausbruch in ihrer Kindheit verschwand. „Damals begann etwas aus mir herauszuwachsen. Es zerbrach die mühsam und akkurat geordneten Regale in mir und alles, was auf ihnen stand. Die alten Orientierungspunkte gab es nicht mehr, und die neuen waren noch zu zerbrechlich, um sich darauf stützen zu können. Ich wusste wohl, dass irgendwo die Wahrheit vergraben lag, die ich unbedingt finden musste.“ Helga Maria wiederum hat den Schutz der Tiere zu ihrem Beruf gemacht. Das verbindet sie mit Sebastian, der in einer anderen Zeitebene gegen den düsteren Jäger und Wolfsfänger Mészáros kämpft. Um ihre Ideale und Werte zu verteidigen, ziehen die drei Hauptfiguren des Romans um den halben Erdball. Das zentrale Thema in Samota ist aber die Frage, warum so viele Menschen ohne Empathie sind und wie ein glückliches, friedvolles Miteinander dennoch gelingen könnte – ein Stückchen Magie, das für jede:n zu haben ist.

Ute Fuith

Volha Hapeyeva: Samota. Die Einsamkeit wohnt im Zimmer gegenüber. Aus dem Belaruss. von Tina Wünschmann und Matthias Göritz. 189 Seiten, Droschl, Graz/Wien 2024 EUR 25,90