Alle die hier sind, sind von hier

Der Sammelband ist auf eine interdisziplinäre Ringvorlesung an der Universität Wien im Sommer 2017 zurückzuführen. Er bietet interessante Beiträge zum vielfältigen Leben in der Stadt, wobei insbesondere auf die Entwicklungsszenarien in Wien Bezug genommen wird. Die Ausschlüsse in der urbanen Gesellschaft gelten Bettler*innen, Obdachlosen, Migrant*innen (People of Color), Menschen mit Behinderung, prekarisiert beschäftigten Sexarbeiter*innen, die durch rechtliche Einschränkungen ständig mit Polizeikontrollen rechnen müssen. Neben Analysen zum Thema, in denen auf queer-feministischer, antirassistischer und dekolonialer Basis das Konzept der Stadtbürger*innenschaft verhandelt wird, werden im zweiten Teil Aneignungen mittels vorgestellter Initiativen und Projekte präsen-tiert, wie mit Selbstorganisation in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Sprachen Teilhabe entwickelt wird, um sich beispielsweise vor zunehmender Polizeigewalt im öffentlichen Raum zu schützen. Zu Wort kommen wichtige Projekte wie maiz, Lefö oder Prosa, aber auch unmittelbar Betroffene von Racial Profiling. Ein lesenswerter Band, der die Auswüchse eines funktionierenden Überwachungsstaates verdeutlicht und für die Praxis einer Selbstorganisation von unten wichtige Informationen und Beispiele leistet.
Antonia Laudon

Stadt für alle! – Analysen und Aneignungen. Hg. von Heidrun Aigner und Sarah Kumnig. 248 Seiten, Mandelbaum, Wien 2018 EUR 17,00