Das Leben ist kein Ponyhof?
Andrea, die Hauptperson, wird aus unterschiedlichen Lebenslagen und
Lebenssituationen beschrieben. Der Blickwinkel mag sich verändern,
es haftet aber jeder Geschichte eine Melancholie an, die zu dem
Schluss kommt: Egal welches Leben man wählt, das angepasste, das
erwartungsmäßig verläuft/verlaufen sollte, vergleichbar mit dem
Bau eines Fertigteilhauses, oder das vermeintlich planlose, ohne
Skript, zum Scheitern verurteilte: es verläuft so oder so nicht wie
vorgestellt, begünstigt aber den Vergleich mit und die Entwertung
des jeweils Anderen. Andrea findet sich wieder, in dem
widersprüchlichen Gefühl des Ausgeschlossenseins, von etwas,
wogegen sie sich selbst willentlich entschieden hat: dem
Fertigteilhausleben. All das – all diese Luxusprobleme kommen
unmittelbar zum Stillstand, wenn das reale Leben mal wieder
anklopft.
Manchmal mag man glauben, alle Singles leben in New
York, sind gescheiterte KünstlerInnen, die ihre Seele dem Creative
Design verkaufen, zur Therapie gehen und bei all dem das Gefühl
etwas Besonderes zu sein vor sich hertragen. Im Laufe des Lesens löst
sich das Gefühl, von stereotypen Beschreibungen überschwemmt zu
werden, allmählich auf und man kann sich ein Stück weit darin
wiederfinden, sein Leben von einem Tag zum anderen mit komplett
anderen Augen zu sehen (egal ob Single oder nicht).
Babara Petritsch
Jami Altenberg: Nicht mein Ding. Aus dem Engl. von Barbara Christ. 222 Seiten, Schöffling & Co, Frankfurt/M. 2020, EUR 22,70