Stiller Terror
Dieser aus dem Französischen lebendig ins Deutsche übersetzte Roman war eigentlich als Theaterstück gedacht. Er schwankt zwischen depressiv und explosiv und ist streckenweise auch satirisch bis ironisch witzig. Es geht um eine Vorarbeiterin und Gewerkschafterin und gleichzeitig absolute Vertraute des Chefs. Sie wurde von ihrem Mann verlassen und irgendwie ist alles ganz gewöhnlich, doch irgendwann reißt ihr doch der Geduldsfaden. Sehr schön geschrieben, wird die Brutalität des Normalen, der Geiselhaft in Patriarchat und Kapitalismus herausgemeißelt, sehr packend und unterhaltsam – eine muss halt den Atem anhalten können beim Lesen.
Karin Schönpflug
Nina Bouraoui: Geiseln. Aus dem Franz. von Nathalie Rouanet. 128 Seiten, Elster & Salis, Zürich 2021 EUR 19,60